DAK-STUDIE: Gesundheitsrisiko Personalmangel: Arbeitswelt unter Druck

Viele Beschäftigte sind erschöpft, schlaflos und leiden unter Schmerzen

Die DAK-Gesundheit hat mit ihrem Gesundheitsreport 2023 den Zusammenhang von Krankenstand und Personalmangel belegt

Die DAK-Gesundheit hat mit ihrem Gesundheitsreport 2023 den Zusammenhang von Krankenstand und Personalmangel belegt

Foto: DAK-Gesundheit/Gettyimages/ozgurdonmaz/tadamichi/PeopleImages

In Zeiten des wachsenden Fachkräftemangels stehen die Beschäftigten in Deutschland enorm unter Druck. Das zeigt der DAK-Gesundheitsreport 2023. Bereits heute erlebt fast die Hälfte, dass im Job regelmäßig Kolleginnen und Kollegen fehlen oder Stellen unbesetzt bleiben – mit der entsprechenden Mehrbelastung. Die Folgen: Erschöpfung, Schlafprobleme und Schmerzen. Die Studie der Krankenkasse belegt, dass Personalmangel zum Gesundheitsrisiko wird. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Arbeiten am Limit

Bereits heute berichten 45 Prozent der Beschäftigten von einem starken oder sehr starken Personalmangel in ihrem Bereich im Job. Sie erleben durchgängig die Situation, dass die Arbeit mit dem vorhandenen Personal kaum zu schaffen ist. Bei einer Forsa-Befragung für den DAK-Gesundheitsreport unter mehr als 7.000 Erwerbstätigen ist herausgekommen, was das bedeutet:

  • Die Betroffenen stehen unter starkem Termin- und Leistungsdruck, sie machen Überstunden und versäumen Pausen.
  • Sie können in der Freizeit oft nicht abschalten, verzichten auf Sport und finden wenig Zeit für Hobbys, Familie und Freunde.

Personalmangel macht krank

Die erhöhte Arbeitsbelastung ist schlecht für die Gesundheit. Je stärker der Personalmangel ist, desto häufiger berichten Männer und Frauen über gesundheitliche Beschwerden.

  • Mehr als die Hälfte derjenigen, die regelmäßig unter Personalmangel leiden, sind häufig oder sehr häufig müde und erschöpft.
  • Rund ein Drittel berichtet von nächtlichen Schlafstörungen oder Beschwerden des Muskel-Skelett-Systems, wie Rückenschmerzen.
  • Mehr als ein Fünftel leiden unter Kopfschmerzen.
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Foto: DAK-Gesundheit/Gettyimages

Teufelskreis von Krankenstand und Personalmangel

„Ständiger Personalmangel ist kein Problem der Zukunft, sondern schon heute für fast die Hälfte der Beschäftigten Realität – mit gravierenden Gesundheitsrisiken“, sagt Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. „Die Zusammenhänge zwischen Personalmangel und Krankenstand sind viel größer als bisher vermutet.“

Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit weist auf die schlimmen gesundheitlichen Folgen von Personalmangel hin

Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit weist auf die schlimmen gesundheitlichen Folgen von Personalmangel hin

Foto: DAK-Gesundheit/Weychardt

Die Studie zeigt, dass in kritischen Branchen mit starkem Personalmangel der Krankenstand besonders hoch ist – also die Beschäftigten besonders viele Tage im Jahr krankgeschrieben sind. (Nur die Mangelberufe im IT-Bereich bilden hier eine Ausnahme.)

  • DAK-versicherte Beschäftigte in der Altenpflege hatten 2022 zum Beispiel den höchsten Krankenstand mit 7,0 Prozent. Das bedeutet, an jedem Tag des Jahres waren von 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 70 krankgeschrieben.
  • Bei Beschäftigten hinterm LKW-Steuer und in der Kinderbetreuung waren es 6,8 Prozent, in der Krankenpflege 6,1 Prozent.
  • Zum Vergleich: Im Durchschnitt hatten alle Beschäftigte einen Krankenstand von 5,5 Prozent.
DAK-Chef Storm: „Man kann von einem Teufelskreis sprechen. Hohe Fehlzeiten und Personalmangel bedingen einander und verstärken sich jeweils in den Effekten“
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Foto: DAK-Gesundheit

Gesundheitsaspekte vielfach ohne Beachtung bei täglicher Arbeit

Von den Beschäftigten, die regelmäßig Personalmangel erleben, sagen nur 31 Prozent: „Meine Firma engagiert sich für das Wohlergeben ihrer Mitarbeiter.“ Bei dem Versuch, die betrieblichen Aufgaben unter den Zwängen des Personalmangels zu meistern, wird aktuell in vielen Unternehmen die gesundheitliche Dimension ausgeblendet. Nach Ansicht der DAK-Gesundheit könnte jedoch das Potential von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) noch viel stärker genutzt werden. „Vorausgesetzt, alle Beteiligten sind bereit, sich neuen Wegen zu öffnen“, sagt Andreas Storm. Es gilt, die Verhältnisse im Betrieb vorausschauend zu gestalten. Das heißt, wichtige Dinge, wie etwa die Unternehmenskultur, die Kommunikation oder auch beispielsweise die Gestaltung von Schichtplänen nachhaltig zu fördern. „Wir unterstützen Unternehmen dabei, Arbeit so zu organisieren, dass sie für Führung und Beschäftigte möglichst gut zu bewältigen ist“, so Storm.

Angesichts des Fachkräfte- und Personalmangels fordert Andreas Storm zudem eine konzertierte Aktion mit allen verantwortlichen Akteurinnen und Akteuren: „Wir müssen diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe jetzt gemeinsam angehen. Nur so kann die Gesundheit der Beschäftigten geschützt und gleichzeitig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig gesichert werden.“ Der Kassenchef schlägt dazu einen Runden Tisch vor unter Beteiligung von Politik, Sozialpartnern und Krankenkassen. Er soll unter dem Motto stehen „Kräfte bündeln – Belegschaften fördern – Unternehmen stärken“.

Die DAK-Gesundheit ist mit 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands. Mehr Informationen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement der Kasse gibt es online unter: www.dak.de/BGM